Recruitment Insights: Ghosting – Die neue Realität im Bewerbungsprozess

Berlin | 18.02.2025

Der Bewerbungsprozess hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Während Unternehmen und Kandidat:innen früher einen klaren Austausch pflegten, ist dieser heute oft geprägt von Unsicherheiten, Verzögerungen – und immer häufiger von Ghosting. Der plötzliche Kontaktabbruch, einst vor allem aus der Dating-Welt bekannt, ist längst im Recruiting angekommen. Doch wer ghostet wen? Und was sind die Gründe dafür?

Nicht mehr nur ein Problem der Dating-Welt

Ghosting beschreibt das abrupte Verschwinden aus einem Kommunikationsprozess ohne Erklärung. Was im privaten Umfeld schon schmerzhaft sein kann, sorgt im Berufsleben für Unsicherheit, Frustration und verlorene Chancen. Immer öfter berichten sowohl Kandidat:innen als auch Unternehmen davon, dass nach einem Vorstellungsgespräch oder einem ersten vielversprechenden Austausch einfach nichts mehr passiert.

Wenn Kandidat:innen ghosten, liegt das häufig daran, dass sie sich für ein anderes Angebot entschieden haben, aber die unangenehme Absage vermeiden wollen. Manchmal sind es auch schlechte Erfahrungen mit der Unternehmenskultur oder eine unprofessionelle Kommunikation, die sie dazu veranlassen, den Kontakt stillschweigend abzubrechen. Auch mangelnde Zeit oder Motivation spielen eine Rolle – besonders in einem Arbeitsmarkt, in dem qualifizierte Fachkräfte oft mehrere Optionen haben.

Katrin Müller | Standortleitung Augsburg

»Ghosting und ›Trödeln‹ sind oftmals Ausdruck eines tiefergehenden Problems: Mangelnde Wertschätzung und Kommunikation.«

Doch nicht nur Bewerber:innen lassen Gespräche ins Leere laufen. Auch Unternehmen ghosten – sei es, weil interne Abstimmungsprozesse länger dauern, Entscheidungen aufgeschoben werden oder weil schlicht auf einen noch passenderen Kandidaten gewartet wird. In beiden Fällen entsteht ein unsichtbarer Schaden: Vertrauen wird zerstört, Zeit wird verschwendet und potenziell wertvolle berufliche Beziehungen werden durch das Schweigen abrupt beendet.

Trödelst du noch oder ghostest du schon?

Neben Ghosting gibt es eine weitere Hürde, die den Bewerbungsprozess erheblich belastet: das Zögern und Verzögern von Entscheidungen. Unternehmen, die sich zu viel Zeit lassen, riskieren, dass sich Kandidat:innen anderweitig orientieren. Vor allem in einem kompetitiven Marktumfeld, in dem Fachkräfte stark nachgefragt sind, kann eine zu lange Entscheidungsfindung dazu führen, dass die besten Talente längst woanders unter Vertrag sind.

Für Kandidat:innen bedeutet ein schleppender Bewerbungsprozess Unsicherheit und Frustration. Sie hinterfragen, ob das Unternehmen wirklich an ihnen interessiert ist, und beginnen, Zweifel an der Unternehmenskultur und Organisation zu entwickeln. Unternehmen wiederum riskieren, nicht nur wertvolle Fachkräfte zu verlieren, sondern auch ihren Ruf auf dem Arbeitsmarkt zu beschädigen.

Der Weg zu mehr Transparenz und Verlässlichkeit

Ein erfolgreicher Bewerbungsprozess lebt von Verbindlichkeit und Respekt auf beiden Seiten. Offene Kommunikation, klare Zeitpläne und eine transparente Rückmeldungskultur können helfen, Ghosting und unnötige Verzögerungen zu vermeiden. Unternehmen, die schnell und professionell reagieren, gewinnen nicht nur die besten Talente, sondern hinterlassen auch einen positiven Eindruck – selbst bei Bewerber:innen, die es am Ende nicht in die engere Auswahl schaffen. Denn eine wertschätzende Absage ist immer besser als komplettes Schweigen.

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